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IN MEMORIAM KURT GERSTEIN

Kurt Gerstein (1905 - 1945) – eine beinahe unfassbare Persönlichkeit

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Bergassessor a. d. Kurt Gerstein

Diplomingenieur


Tübingen, Württemberg, den 6. 5. 45.

z. Zt. Rottweil Hotel Mohren

Zur Person Gerstein, Kurt, Bergassessor a. d. Diplomingenieur, aus dem Staatsdienst entfernt wegen antinationalsozialistischer Betätigung für die Bekenntniskirche (Niemöller) am 27. September 1936. Teilhaber der Firma De Limon Fluhme & Co., Maschinenfabrik für automatische Öl- u, Fettschmieranlagen für Lokomotiven.

Vater: Ludwig E. Gerstein, Landgerichtspräsident a. D. Hagen, Westfalen

Mutter: Clara Gerstein geb. Schemann, gestorben 1931.

Verheiratet seit 31 August 1937 mit Elfriede Gerstein geb. Bensch in Tübingen, Hartenstr. 24

3 Kinder: Arnulf 5 Jahre, Adelheid 3 ½ Jahre, Olaf 2 Jahre.


Lebenslauf: 1905–1910 in Münster in Westfalen, 1910–1919 in Saarbrücken, 1921 Halberstadt, 1922-25 in Neuruppin bei Berlin, 1925 Abitur am humanistischen Gymnasium Neuruppin.

Studiengang: 1925-27 Universität Marburg/Lahn, 1927 Aachen, Techn. Hochschule,

1928-31 Techn. Hochschule Berlin-Charlottenburg, dort 1931 Diplomingenieur-Examen.

Seit 1925 aktives Mitglied der Ev. Jugend, insbesondere der Bibelkreise an Höheren Schulen.

Politische Betätigung: Aktiver Anhänger von Stresemann und Brüning.

Seit 1931 seitens der Gestapo wegen staatsfeindlicher Betätigung für die Kirche des christlichen Widerstandes (Bekenntniskirche, Pastor Martin Niemöller) und wegen Fortsetzung der unterdrückten evangelischen Jugendverbände unter dauernder Verfolgung. Am 30. Januar 1935 wegen Protestes gegen die Aufführung des antifaschistischen Stückes „Wittekind“ anläßlich einer Partei-Weihefeier im Stadttheater Hagen/Westfalen verprügelt und verletzt. Am 27. November 1935 Bergassessor-Examen beim Wirtschaftsministerium. Anschließend Beamter der Saargruben-Verwaltung zu Saarbrücken. Am 27. September 1936 Verhaftung aus dem Dienstzimmer heraus durch die Gestapo wegen Versendung von 8500 antinationalsozialistischer Broschüren an sämtliche Staats- u. Ministerialräte sowie an alle höheren Justizbeamte. Aus der Beschuldigungsschrift.....wird wegen staatsfeindlicher Betätigung trotz immer wieder erfolgter Verwarnung wegen eines konzentrischen, systematischen und organisierten literarischen Massenangriffs gegen den nationalsozialistischen Staat in Schutzhaft genommen.... „--- in Erfüllung eines Lieblingswunsches studierte ich alsdann nach meiner Entfernung aus dem Staatsdienst am Evangelischen Deutschen Institut für ärztliche Mission in Tübingen Medizin. Als Teilhaber der Firma De Limon Fluhme & Co. war ich bei einem Jahreseinkommen von rund RM 18000.— wirtschaftlich frei und unabhängig. Ein Drittel meines Einkommens pflegte ich seit 1931 für meine religiöse Ideale auszugeben. Ich ließ auf meine Kosten 230 000 antinationalsozialistische & religiöse Broschüren drucken und verteilte oder versandte sie auf meine Kosten. Am 14. Juli 1938 erfolgte meine zweite Verhaftung durch die geheime Staatspolizei und SD Stuttgart und meine Verbringung zunächst ins Gefängnis, dann in das Konzentrationslager Welzheim wegen staatsfeindlicher Betätigung. Vorher war ich zwei Dutzend mal durch die Gestapo und SD verhört und verwarnt worden. Ich wurde für das ganze Reichsgebiet mit einem Redeverbot belegt, das bis zum Ende des Systems aufrechterhalten blieb.– Als ich von dem Massenmord der Geisteskranken in Hadamar, Grafeneck und andererorts hört hatte ich nur noch den einen Wunsch, „Du mußt in diesen ganzen Hexenkessel hineinschauen und das Gesehene unter Einsatz Deines Lebens im Volke bekannt machen! Ich brauchte hierbei keine Skrupel zu haben, da ich selbst zweimal das Opfer von SD Agenten geworden war, die in den engsten Bruder rat der Bekenntniskirche sich eingeschlichen hatten und sogar die engsten Gebetsgemeinschaften dort mit auf die Knie gingen und mitbeteten. Ich dachte mir: Was ihr könnt, das kann ich schon lange und meldete mich freiwillig zum Eintritt in die SS. Dies umsomehr, als meine Schwägerin Bertha Ebeling aus Saarbrücken in Hadamar umgebracht worden war. Auf Grund zweier Empfehlungen von Gestapobeamten, die meine Sache bearbeitet hatten, war es mir ein leichtes, in die Waffen-SS aufgenommen zu werden. Die Herren waren der Ansicht, daß ein Idealismus wie der meine, unbedingt für die NSDAP nutzbar gemacht werden müsse. So zeigten sie mir selbst den Weg, den ich als dann ging.

Meine Grundausbildung erhielt ich mit 40 Ärzten zusammen in Hamburg-Langenhoorn, dann in Arnheim-Holland und in Oranienburg. In Arnheim nahm ich durch meinen Studienfreund, den Fabrikanten Ubbink aus Doesburg, Dipl. Ing. sofort die Fühlung mit der holländischen Widerstandsbewegung auf. Wegen meines Doppelstudiums in Medizin & Technik wurde ich alsbald ins SS-Führungshauptquartieramt, Amtsgruppe D Sanitätswesen der Waffen-SS. Abteilung Hygiene, berufen. Zugegeben, dieser Betrieb war von einer beachtlichen Großzügigkeit. So wurde es mir völlig selbst überlassen, mir eine Betätigung zusuchen. Ich konstruierte, um einem ganz dringenden Bedürfnis abzuhelfen, Desinfektionsanlagen, fahrbare und lokale, in großer Zahl, namentlich für Gefangenenlager, Konzentrationslager und für die kämpfende Truppe. Ohne meinen Verdienst hatte ich hierbei außerordentliche Erfolge und wurde von da ab für ein ganz besonderes technisches Genie gehalten. Ich wurde daher auch für gleichartige Projekte des Ostministeriums und des Reichsarbeitsministeriums häufig herangezogen. Immerhin gelang es in der Tat, die entsetzliche Fleckfieberwelle von 1941, die in den Gefangenen- und Konzentrationslagern zeitweise täglich mehrere zehntausende an Toten forderte, recht erheblich herabzusetzen. Ich wurde daher sehr bald Leutnant & Oberleutnant. Im Dezember geriet ich nochmals in eine große Gefahr. Da das Parteigericht, das meinen Ausschluß aus der Partei verfügt hatte, Kenntnis von meinem Eintritt in ein führendes Amt der SS erhielt. Wegen meiner großen Erfolge und wegen meiner allgemeinen Wertschätzung wurde ich jedoch seitens meines Amtes geschützt und gehalten. Im Februar 1942 wurde ich Chef der Abteilung Gesundheitstechnik, die gleichzeitig das Trinkwasserwesen und die gesamte technische Desinfektion, auch die mit hochgiftigen Gasen, mit umfaßte. Am 8. Juni 1942 erhielt ich in meinem Dienstzimmer Besuch von dem SS-Sturmbannführer Günther vom Reichssicherheitshauptamt in der Kurfürstenstr. G. kam in Zivil, ich kannte ihn bis dahin nicht. Er gab mir unter allerlei geheimnisvollen Andeutungen den Befehl, ein Quantum Blausäure (-260 kg) zu beschaffen und mit diesem Giftmittel mittels eines Kraftwagens des SD an einen Ort zu fahren, der nur dem Chauffeur bekannt sei. Die Sache liefe als eine zur Zeit geheimsten Reichssachen. Einige Zeit später fuhr ich mit besagtem Wagen nach Kollin bei Prag. Ich konnte mir die Art des Auftrages ungefähr denken. Ich übernahm ihn jedoch, weil mich hier der Zufall an das Ziel führte, in die gesamte Maschinerie den lang ersehnten Einblick zu erhalten. Ich hatte auch nicht die leisesten Bedenken. Denn wenn ich den Auftrag nicht übernommen hätte, hätte ihn ein anderer im Sinne des SD ausgeführt, während ich als Autorität auf dem Gebiet der hochgiftigen Gase ohne Schwierigkeiten die ganze Ladung – als zersetzt oder gefährlich geworden oder verdorben – verschwinden lassen konnte. So konnte nur ich jeden Mißbrauch der Blausäure zur Tötung der Menschen verhindern. Da noch ein Platz im Wagen frei war, erklärte ich mich bereit, den SS-Obersturmbannführer Professor Dr. med. Pfannenstiel, Ordinarius für Hygiene an der Universität Marburg/Lahn, mitzunehmen. In Kollin hatte ich in der Fabrik dem technischen Personal gegenüber durch absichtlich ungeschickte technische Fragen durchblicken lassen, daß die Blausäure zum Töten von Menschen bestimmt sei. Ich habe das in der Folge stets so gehalten, die beste Art, die Sache im Volk herum zu bringen. Prompt wurde in Kollin das Fahrzeug sorgfältig beobachtet. – In Lublin wurden mir durch den SS-Gruppenführer General Globonec empfangen. Dieser sagte zu uns: „diese geheime Reichssache ist z. Zt. eine der geheimsten, man kann sagen, die geheimste überhaupt, die es gibt. Jeder der davon schwätzt, wird sofort erschossen. Gerade gestern haben wir zwei Schwätzer still gemacht. Im Augenblick, das war der 17. August, haben wir 3 Anlagen:

1. Belec, an der Chaussee Lublin-Lemberg im nördlichen Winkel genau an der Stelle, wo die Demarkationslinie mit den Russen die Chaussee schneidet. Tagesleistung etwa 15 000 Tötungen, durchschnittliche Ausnutzung bisher seit April 1942 11.000 pro Tag.

2. Sebitor, bei Lublin in Polen, ich weiß nicht genau wo, 20.000. Tötungen pro Tag.

3. Treblinka, 120 km NSO von Warschau in Polen. 25.000 Tötungen pro Tag. Durch schnittliche Ausnutzung etwa 13.500 Tötungen pro Tag seit Juni 1942.“

4. Maidanek, bei Lublin, war damals noch im Aufbau.

Ich habe Belcec, Treblinka und Maidanec in Begleitung des Chefs dieser ganzen Tötungsanlagen, dem Polizeihauptmann W i r t h zusammen ausführlich im Betrieb besichtigt. Wirth ist der selbe, der im Auftrage von Hitler und Himmler die Geisteskranken in Hadamar, Grafeneck und anderwärts umgebracht hat.

Globonec sagte zu uns, d. h. er wendete sich nur an mich:

„Ihre Aufgabe ist es, die großen Mengen Spinnstoffe, Wäsche, Kleidungsstücke und Schuhe, die in den Anlagen anfallen, zu desinfizieren. Die Mengen machen das 10-20 zigfache der Ergebnisse der Spinnstoffsammlungen aus. Diese ganzen Sammlungen werden im Wesentlichen nur deshalb durchgeführt, um den ausländischen Arbeitern und dem deutschen Volke selbst die Herkunft der großen Mengen an Altkleidern einigermaßen plausibel zu machen.– Ihre andere, natürlich noch sehr viel wichtigere Aufgabe ist die, den Betrieb dieser Todesanlagen selbst umzustellen. Die Sache geschieht jetzt mit Diesel-Auspuffgasen von einem alten russischen Dieselmotor. Das muss auf etwas umgestellt werden, was schneller geht und da denke ich vor allem an Blausäure.– Vorgestern, am 15. August 1942, waren der Führer und Himmler hier. Ich darf den Leuten, die die Anlage besichtigen müssen, keine Einlaßscheine ausstellen, sondern muß sie um der Geheimhaltung willen persönlich dort abgaben.“ Darauf fragte Pfannenstiel „Was hat denn der Führer zu dem Ganzen gesagt?“ Darauf Globonec: „Die ganze Aktion soll raschestens durchgeführt werden!“ In seiner Begleitung befanden sich noch der Ministerialrat

Dr. Herbert Linden vom Reichsinnenministerium. Der meinte, ob es nicht besser sei, die Leichen zu verbrennen, anstatt einzuscharren. Es könnte doch mal nach uns eine Generation kommen, die das ganze nicht verstände.– Darauf habe Globonec gesagt: „meine Herren, wenn je eine Generation nach uns kommen sollte, die unsere große und so dankbare und nötige Aufgabe nicht verstehen sollte, dann allerdings ist unser Nationalsozialismus umsonst gewesen Ich bin im Gegenteil der Ansicht, daß man Broncetafeln versenken sollte, auf denen geschrieben ist, daß wir, daß wir es waren, die den Mut gehabt haben, dieses so notwendige und wichtige Werk durchzuführen.“- „Darauf Hitlerß“ gut, Glogonec, das ist allerdings auch meine Ansicht.“ Nach einiger Zeit hat sich dann doch die andere Ansicht durch gesetzt. Die Leichen wurden dann auf improvisierten riesigen Rosten aus Eisenbahnschienen mit Benzin und Eichelöl verbrannt. Ich mußte dann noch das sehr umfangreiche Betriebsbüro dieser Tötungsanstalten in Lublin in der sogenannten Julius-Schreck-Kaserne besuchen. Am nächsten Tage fuhren wir mit dem Auto des Hauptmanns Wirth nach Belcec. Ein kleiner Sonderbahnhof war geschaffen. Südlich an der Chaussee befanden sich einige Betriebsgebäude mit der Aufschrift:„Sonderkommando Belcec der Waffen-SS“ Globonec übergab mich dem SS-Hauptsturmführer Obermayer aus Pirmasens, der mich mit größter Zurück haltung die Anlagen sehen ließ.- Hinter dichten Reisigbecken hart am Bahnhof war zunächst eine große Baracke mit der Aufschrift: „Garderobe“. Dort befand sich ein großer Schalter „Geld und Wertsachenabgabe“. Dann folgte ein Zimmer mit etwa 100 Hockern, der Friseurraum. Dann eine Birkenallee von etwa 150 m rechts und links mit doppeltem Stacheldraht umzäunt, mit Schildern „Zu den Isolier- u. Baderäumen“. Dann stand vor uns ein Gebäude etwa wie ein Badehaus mit einem kleinen Treppchen davor, rechts und links ein großer Betonkopf mit Geranien. Auf dem Dach als Windfahne der Davidstern in Schmiedearbeit. Vor dem Gebäude eine Inschrift: „Heckenholt-Stiftung“. Mehr habe ich an diesem Nachmittage nicht zu sehen bekommen. Insbesondere bekam ich nicht einen Toten zu sehen. Aber über dem ganzen, auch noch über der Chaussee lag ein Pestartiger Leichgestank und Millionen von Fliegen schwirrten überall herum.

In dem Baderaum selbst waren rechts und links von einem Flur je drei Kammern etwa wie Garagen, 5 mal 5 m groß, 1,90 m hoch, angeordnet. Am anderen Morgen wurde mir wenige Minuten vor 7 Uhr gesagt, gleich kommt der   erste  Transport! In der Tat kam punkt 7 Uhr ein Zug mit 45 Wagen von Lemberg. Hinter der mit Stacheldraht vergitterten Luken sah man entsetzlich bleiche Kinder, auch einige Männer und Frauen mit angstverzerrten Zügen. Der Zug verschwindet hinter der Hecke, 200 Ukrainer reißen die Türen auf und peitschen die Leute mit ihren Lederpeitschen aus den Waggons heraus, 6700 Personen, von denen 1450 bereits bei ihrem Eintreffen tot sind. Ein Lautsprecher gibt die Anweisung, sich ganz auszuziehen, auch Protesen, Brillen u.s.w. abzulegen. ( Zu einem Mädchen sagt ein Posten: „Tun sie die Brille ab, sie bekommen drin eine andere Brille!“) Die Wertsachen am Schalter abgeben ohne Bon oder Quittung. Ein kleines Judenbübchen bekommt eine Handvoll Bindfaden unter den Arm gedrückt, die das dreijährige Kind versonnen an die Leute austeilt: zum Zusammenbinden der Schuhe. Denn in dem Haufen von 35–40m Höhe hätte keiner nachher die passenden Schuhe wieder zusammenfinden können. Dann die Frauen und Mädchen zum Friseur, der mit   zwei bis drei   Scherenschlägen, die Haare herunter schneidet und sie in großen Kartoffelsäcken verschwinden läßt. Das ist für irgendwelche Spialzwecke für die U-Boote bestimmt, für Dichtungen oder dergleichen!  sagt mir der Unterscharführer, der dort Dienst tut. Ich sagte damals schon vielen Leuten im voraus, daß diese U-Boote bald nicht mehr fahren würden, weil die noch so sinnreiche Waffe stumpf werden müsse, wenn sie mit Strömen unschuldigen Blutes besudelt würde. Gott würde es irgendwie so einrichten, daß sie nicht mehr führen. In der Tat habe ich damit ja auch kurze Zeit später Recht behalten. Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Voran ein bildhübsches Mädchen,  so gehen sie die Allee entlang,  alle nackt, Männer, Frauen, Kinder. Darunter, von beiden Seiten von anderen gestützt Männer mit Protesen, die sie eben ablegen müssen. Ich selbst stehe mit Hauptmann Wirth oben auf der Rampe zwischen den Todeskammern. Mütter mit ihren Säuglingen an der Brust, sie kommen herauf, zögern, dann treten sie ein in die Todeskammern. An der Ecke in der Birkenallee steht ein starker älterer SS-Mann, umringt von den Armen. Mit pastoraler Stimme sagt er zu ihnen: „Es passiert euch nicht das Geringste, ihr müßt nur in den Kammern tief Atem holen, das weitet die Lungen, diese Inhalation ist notwendig wegen Krankheiten und Seuchen.“ Auf die Frage, was mit ihnen geschehen würde, antwortet er: „Ja, natürlich, die Männer müssen arbeiten, Häuser und Chausseen bauen, aber die Frauen brauchen nicht zu arbeiten. Nur wenn sie wollen, können sie im Betrieb oder in der Küche mithelfen. Für einige dieser Armen ein kleiner Hoffnungsschimmer, der ausreicht, daß sie ohne Widerstand die paar Schritte zu den Kammern gehen. Die Mehrzahl weiß Bescheid, der Geruch kündet ihnen ihr Los! So steigen sie die kleine Treppe herauf, und dann sehen sie alles! Mütter mit ihren Säuglingen an der Brust, kleine, nackte Kinder, Erwachsene, Männer und Frauen, ale nackt durcheinander, sie zögern, aber sie treten ein in die Todeskammern, von den anderen hinter ihnen vorgetrieben oder von den Lederpeitschen der SS getrieben. Die Mehrzahl ohne ein Wort zu sagen. Wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird! Eine Jüdin von etwa 40 Jahren mit flammenden Augen ruft:„Das Blut, das hier gemeuchelt wird in dem gemeinsten Meuchelmord der je durchgeführt wurde, über die Mörder“.Sie erhält fünf oder sechs Schläge mit der Reitpeitsche ins Gesicht, von Hauptmann Wirth persönlich. Dann verschwindet auch sie in der Kammer. Manche wenden sich an mich: „O, Herr, helfen sie uns doch“. Viele Menschen beten. Ich kann ihnen doch nicht helfen, ich bete mit ihnen, ich drücke mich in eine Ecke und schreie laut zu meinem und ihrem Gott. Es ist laut um mich her, ich kann mir das leisten, laut zu meinem Gott zu schreien. Wie gerne wäre ich mit ihnen in die Kammer gegangen, wie gerne wäre ich ihren Tod mitgestorben. Sie hätten dann einen uniformierten SS-Offizier in ihren Kammern gefunden, auf einen Protest wären sie garnicht gekommen, sie hätten die Sache als Unglücksfall aufgefaßt, ich wäre gemeldet worden. Im treuen Dienst für seinen geliebten Führer in der Erledigung einer großen Aufgabe für den Reichsführer starb im Dienst.... „Nein, so geht’s aber nicht. Noch darf ich dieser Versuchung, mit diesen Leuten zu sterben, nicht nachgeben. Ich weiß genau, noch nicht 10 Personen sehen, was ich sehe und gesehen habe, der das Ganze übersieht, alle Anstalten und Organisationen. Sicher noch nicht einer außer mir sieht dies als Gegner, als Feind dieser Meuchelbande. Ich muß also nochleben und zuvor verkünden, was ich hier erleben! Gewiß, es ist der viel, viel schwererer Dienst! Die Kammern füllen sich. Gut voll packen, so hat es der Hauptmann Wirth befohlen. Die Menschen stehen einander auf den Füßen, 700 – 800 Menschen auf 25 qm, in 45 Cubikmetern. Ich überschlage: Durchschnittsgewicht höchstens 35 Kilo, mehr als die Hälfte sind Kinder, spezifisches Gewicht = 1, also 25250 Kilo Menschen pro Kammer,Wirth hat recht, wenn die SS  etwas nachhilft, kann man 750 Menschen in 45 qm unterbringen! Und sie hilft nach mit ihren Reitpeitschen und zwängt sie hinein soweit es physisch überhaupt geht. Die Türen schließen sich. Während dessen warten die anderen draußen im Freien nackt. Inzwischen ist auch der zweite Transport eingetroffen. Man sagt mir „selbstverständlich auch im Winter oder bei kaltem Wetter n a c k t“. Ja, aber sie können sich doch den Tod holen, sage ich, der ich sonst vorsichtig bin, überhaupt nichts sage, überhaupt nichts frage, uninteressiert tue, dies Wort rutschte mir heraus.„Ja, grad för des sinn se ja doh?“sagt mir ein SS Mann daraufhin in seinem Platt. Jetzt endlich verstehe ich auch, warum die ganze Einrichtung Heckenholt-Stiftung heißt. Heckenholt ist der Chauffeur des Diesels, ein kleiner Techniker und unermüdlicher Schaffer. Schon bei der Tötung des Geisteskranken hat er sich nach Wirth unerhörte Verdienste erworben durch seinen Fleiß, seinen Ideenreichtum. Er ist auch der Erbauer der ganzen Anlagen. Mit den Abgaben seines Diesels sollten die Menschen hier zu Tode gebracht werden. Aber dieser Diesel funktioniert nicht. Das käme verhältnis mäßig selten vor, sagt man mir. Der Hauptmann Wirth kommt. Man sieht, es ist ihm peinlich, daß das gerade heute passieren muß, wo ich hier bin. Jawohl ich sehe alles. Und ich warte, meine Stoppuhr hat alles scharf registriert 50 Min. 70 Min. der Diesel springt nicht an. Die Menschen warten in ihren Gaskammern. Vergeblich. Man hört sie weinen,schluchzen. „Wie in der Synagoge!“ bemerkt Professor Pfannenstiel, das Ohr an der Holztüre. Der Haupt mann Wirth schlägt mit der Reitpeitsche dem Ukrainer, der dem Heckenholt bei dem Diesel helfen soll, ins Gesicht. Nach zwei Stunden 49 Minuten, die Stoppuhr hat alles registriert, springt der Diesel an.Bis zu diesem Augenblick leben die Menschen in diesen bereits gefüllten vier Kammern. Vier mal 750 Menschen in vier mal 45 qm. Von neuem verstreichen 25 Minuten, richtig, viele sind jetzt tot. Man sieht das durch das kleine Fensterchen, indem das elektrische Licht die Kammer einen Augenblick erleuchtet. Wirth hat mich eingehend interviewt, ob ich es für richtiger halte, die Leute in den beleuchteten oder unbeleuchteten Kammern sterben zu lassen. Er fragt das in dem Stil, in dem man fragt, ob man mit oder ohne Keilkissen besser schlafe. Nach 28 Minuten leben nur noch wenige, endlich nach 32 Minuten ist alles tot. Von der anderen Seite öffnen Männer vom Arbeitskommando die Holztüren, man hat ihnen, selbst Juden, die Freiheit und einen kleinen Promillesatz von allen gefundenen Werten für ihren Dienst versprochen. Drei Buchhalter führen mit größter Exaktheit Buch und berechnen umständlich die Promillesätze. Wie Basaltsäulen stehen die Toten aneinandergepreßt in den Kammern. Es wäre auch kein Platz hinzufallen oder sich auch nur vorn überzuneigen. Selbst im Tode noch kennt man die Familien, sie drücken sich im Tode verkrampft die Hände, sodaß man Mühe hat, sie auseinander zu reißen, um die Kammer für die nächste Charge frei zu machen. Man wirft die Leichen, naß von Schweiß und Urin, Kotbeschmutzt, Menstruationsblut an den Beinen, heraus. Kinderleichen fliegen durch die Luft. Man hat keine Zeit, die Reitpeitschen der Ukrainer sausen auf die Arbeitskommandos. Zwei Dutzend Zahnärzte öffnen mit Haken den Mund und schauen nach Gold. Gold links, ohne Gold rechts. Andere Zahnärzte brechen mit Zangen und Hämmern die Goldzähne und Kronen aus den Kiefern. Unter allen springt der Hauptmann Wirth herum. Er ist in seinem Element. Einige Arbeiter kontrollieren Genitalien und After nach Gold, Brillen und Wertsachen. Wirth ruft mich heraus. Heben sie mal diese Konservendose mit Goldzähnen, das ist nur von gestern und vorgestern. In einer gewöhnlich unglaublichen falschen Sprechweise sagt er zu mir: „Sie glauben gar nicht, was wir jeden Tag finden an Gold und Brillanten,- er sprach es mit zwei l ohne j Laut - und Dollars. Aber schauen sie selbst. Und nun führte er mich zu einem Juwelier, der alle diese Schätze zu verwalten hatte und ließ mich dies alles sehen. Man zeigte mir dann auch einen Chef des Kaufhauses des Westens in Berlin W und ließ mir zu Ehren von einem kleinen Geiger aufspielen: das ist ein ehemaliger Hauptmann der kaiserlich-königlichen österreichischen Armee mit dem E. K. I. die beiden Chefs der jüdischen Arbeitskommandos.–

Die nackten Leichen wurden auf Holztragen nur wenige Meter weit in Gruben von

100 x 12 x 20 m geworfen. Nach einigen Tagen gärten die Leichen hoch und fielen alsdann einige Zeit später stark zusammen, sodaß man eine neue Schicht auf dieselben draufwerfen konnte.Dann wurden ca. 10 cm Sand darüber gestreut, sodaß nur noch vereinzelt Köpfe und Arme herausragten. Am Tage meines Besuchs trafen in Belcec nur zwei Transporte ein mit zusammen ungefähr 12 500 Personen. Diese Anlage war seit April 1942 im Gange und schaffte im Durchschnitt pro Tag 11 000 Tötungen. Wenn mein Freundeskreis und ich den Londoner Sender oder die Stimme Amerikas hörten, wunderten wir uns oft über die ahnungslosen Engel, die mit Hunderttausenden von Toten aufwarteten, wo es schon zig Millionen waren. Die holländische Widerstandsbewegung ließ mir im Jahre 1943 durch Diplomingenieur Ubbink aus Doesburg bestellen, ich möchte ihr nicht mit Greueln auf warten, sondern sie mit der strengsten Wahrheit bedienen. Trotz meiner Weitergabe dieser Dinge im August 1942 an die schwedische Gesandtschaft in Berlin glaube man einfach diese Zahlen nicht,und doch sind sie leider. ich verbürge mich dafür mit meinem Eide,wahr! Ich schätze die Zahl der auf Veranlagung von Adolf Hitler und Heinrich Himmler gemeuchelten wehr- und waffenlosen Menschen, die ohne jede Möglichkeit des Widerstandes in diese Meuchelsfallen gelockt und dort umgebracht worden sind, auf mindestens 20.000.000 Menschen. Denn es handelt sich beileibe nicht nur um die vielleicht 5 oder 6 Millionen Juden Europas, die so umgebracht worden sind, sondern vor allem noch um die polnische und einen großen Teil der tschechischen Intelligenz sowie um die führenden Schichten anderer Volkstümer, z. B. der Serben, insbesondere aber um die Polen und Tschechen Nr. III. Dies waren biologisch Wertlose, die, da sie nicht mehr richtig arbeiten konnten, nach Ansicht der Nazis keine Existenzberechtigung besaßen, Kommissionen von angeblichen Ärzten fuhren mit feinen Limusinen und allerlei ärztlichem Hokuspokusgerät von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt und untersuchten, in weiße Mäntel gekleidet und mit Hörrohren die gesamte Bevölkerung. Wer dem Augenscheine nach nicht mehr arbeitstauglich war, kam als unnütze Fresser auf die Liste und wurde nach einiger Zeit abgeholt und vergast. Hierüber entschieden Leute, die oft nicht mal Volksschulbildung besaßen und sich mit Herr Kollege und Herr Obermedizinalrat titulierten. Ja, ohne diese Maßnahmen, sagte mir ein SS-Sturmbannführer in Lublin, wäre ganz Polen für uns wertlos, weil es sowieso stark übervölkert und krank ist. Wir holen nur nach, was die Natur sonst von sich aus besorgt und leider gerade beim Menschen vergessen hat! – In Treblinka sah ich am anderen Tag eine größere Anzahl Arbeiter, die in den Gräbern auch Leichen herum turnten. Man hat vergessen, die Leute auszukleiden, die bereits tot angekommen waren. Das muß natürlich nachgeholt werden, wegen der Spinnstoffe und wegen der Wertsachen, sagte mir der Hauptmann Wirth. – Wirth bat mich, in Berlin keinerlei Änderung der bisher üblichen Gaskammern und Tötungsmethoden vorzuschlagen, da sich ja alles bestens bewährt und eingespielt habe. Ich bin merkwürdigerweise in Berlin nie nach derartigen gefragt worden. Die mitgenommene Blausäure habe ich vergraben lassen.

Am nächsten Tage, den 19. August 1942, fuhren wir mit dem Auto des Hauptmanns Wirth nach Treblinka 120 km NNO von Warschau. Die Einrichtung war etwa die selbe, nur wesentlich größer als in Belcec. Acht Gaskammern und wahre Gebirge von Koffern und Textilien und Wäsche. Zu unseren Ehren wurde im Gemeinschaftssaal in typisch himmlerischem altdeutschen Stil ein Bankett gegeben. Das Essen war einfach, aber es stand alles in jeder Menge zur Verfügung. Himmler hatte selbst angeordnet, daß die Männer dieser Kommandos so viel Fleisch, Butter und Sonstiges, insbesondere Alkohol erhalten sollten, wie sie wollten.

Prof. Dr. Med. Pfannenstiel hielt eine Rede, in der er den Männern die Nützlichkeit ihrer Aufgabe und die Wichtigkeit ihrer großen Mission klar machte. Zu mir allein sprach er von „sehr humanen Methoden“ und von „Schönheit der Arbeit“. Es klingt völlig ungläubig, aber ich verbürge mich dafür, dass er nicht etwa im Scherz, sondern in vollem Ernst als Arzt diese Dinge so bezeichnet hat. Den Mannschaften sagte er insbesondere noch:„Wenn man diese Judenkörper sieht, dann wird einem erst recht klar, wie dankenswert eure Aufgabe ist.“ Beim Abschied wurden uns noch mehrere Kilogramm Butter und viele Flaschen Likör zum Mitnehmen angeboten. Ich hatte Mühe, diese Dinge mit Rücksicht darauf zurückzuweisen, dass ich von unserem angeblichen Gut alles dies genug hätte. Worauf Pfannensteil beglückt auch noch meine Portionen einstrich. Wir fuhren dann mit dem Auto nach Warschau. Dort traf ich, als ich vergeblich auf ein Schlafwagenbett wartete, im Zuge den Legationssekretär der schwedischen Gesandtschaft in Berlin, Baron von Otter. Noch unter dem frischen Eindrucke meiner entsetzlichen Erlebnisse habe ich dieses alles diesem erzählt mit der Bitte, dies seiner Regierung und den Alliierten sofort mitzuteilen, da jeder Tag Verzögerung weiteren Tausenden und Zehntausenden das Leben kosten müsse. Von Otter bat mich um eine Referenz, als welche ich ihm Herrn Generalsuperintendanten Dr. Otto Dibelius, Berlin, Brüderweg 2 angab, ein führendes Mitglied der evangelischen Widerstandsbewegung, zugleich ein vertrauter Freund meines Freundes, des Pfarrers Martin Niemöllers. Ich traf dann Herrn von Otter noch zweimal in der schwedischen Gesandtschaft. Er hatte inzwischen persönlich in Stockholm Bericht erstattet und teilt mir mit, daß dieser Bericht erheblichen Einfluß auf die Schwedisch-Deutschen Beziehungen gehabt habe. Ich versuchte in gleicher Sache dem päpstlichen Nuntius in Berlin Bericht zu erstatten. Dort wurde ich gefragt, ob ich Soldat sei. Daraufhin wurde jede weitere Unterredung mit mir abgelehnt. Ich wurde zum sofortigen Verlassen der Botschaft seiner Heiligkeit aufgefordert. Ich sage dies hier deswegen, weil hieraus erhellt, wie schwer es einem Deutschen gemacht wurde, sich in seiner Not irgendwie Rat zu schaffen, wenn er sogar bei dem Vertreter seiner Heiligkeit als dem Stellvertreter Christi auf Erden nicht einmal in so entsetzlicher Not Rat und Hilfe finden konnte! – Beim Verlassen der päpstlichen Botschaft wurde ich von einem Polizisten mit dem Rade verfolgt. Ich hatte meinen Revolver entsichert in der Tasche, um mich gerade tot zu schießen, als dieser Polizist völlig unbegreiflicherweise zwar dicht an mich heranfuhr, aber dann kehrt machte. Ich habe dann alles dies unter dem täglichen Riskieren meines Kopfes, unter dem Risiko, gequält und gehängt zu werden, hunderten von einflußreichen Persönlichkeiten berichtet unter anderem dem Syndikus des katholischen Bischofs von Berlin, Dr. Winter, zur Weitergabe an Hw. Herrn Bischof und an den päpstlichen Stuhl. Ich muß noch hinzufügen, dass Günther vom Reichssicherheitshauptamt,- ich glaube, es ist der Sohn des Rassen-Günther– Anfang 1944 nochmals große Mengen Blausäure von mir für einen dunklen Zweck haben wollte. Das Gift sollte in seiner Dienststelle in der Kurfürstenstraße geliefert werden und dort in einem Schuppen, den er mir zeigte,

verwahrtwerden. Es handelte sich um sehr große Mengen, insgesamt um mehrere Waggons, die nach und nach angehäuft und zu seiner Verfügung gehalten werden sollten. Das Gift genügte zum Umbringen von vielen Millionen Menschen. Günther sagte,er wisse noch nicht und könne noch nicht übersehen, ob, wann, wo, zu welchem Zweck,für welchen Personenkreis das Gift gebraucht oder nicht gebraucht werde, Jedenfalls müsse es dort ständig verfügbar sein. Aus manchen Fragen zum Technischen, die Günther stellte, entnahm ich, daß wohl beabsichtigt gewesen sein muß, in einer Art Lese- oder Clubräumen eine große Anzahl von Menschen umzubringen. Ich erklärte Günther nach einer eingehenden Ortsbesichtigung, daß ich die Verantwortung der Lagerung des Giftes in dem genannten Schuppen mitten in der Reichshauptstadt keineswegs zu übernehmen vermöchte, da das Gift ausreiche, um mindestens 2 mal die gesamte Bevölkerung von Berlin damit um zubringen und eine Zersetzung und Zergasung namentlich im Sommer wahrscheinlich sei. Mit Mühe gelang es mir dann, ihn zu überreden, das Gift in den Konzentrationslagern Oranienburg und Auschwitz zu verwahren. Ich richtete es dann so ein, daß ich das Gift dort sofort nach Eintreffen jeweils für Zwecke der Desinfektion, die dort laufend Waggons Blausäure brauchte, verschwinden ließ. Die Rechnungen der Lieferfirma – Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung, Frankfurt-Main und Friedberg – ließ ich auf meinen Namen ausstellen, angeblich wegen der Geheimhaltung, in Wahrheit, um in meinen Dispositionen ungestörter zu sein und um das Gift besser verschwinden lassen zu können. Aus dem gleichen Grundehabe ich es stets vermieden, die vielen auflaufenden Rechnungen je zur Bezahlung vorzulegen, da ich dadurch den SD dauernd an diesen Vorrat hätte erinnern müssen, und über den ordnungsgemäßen Befund von den bezahlenden Stellen sicher Recherchen angestellt worden wären. So zog ich es vor, die Firma auf Mahnungen hin zu vertrösten und die Rechnungen unbezahlt zu lassen. Der Direktor der Degesch erzählte mir übrigens gesprächsweise, daß er für Tötung von Menschen Blausäure in Ampullen geliefert habe.-

Welchen Personenkreis Günther auf Anweisung seines Vorgesetzten Eichmann gegebenenfalls umbringen sollte, habe ich nie erfahren. Ich dachte der Zahl nach an die Insassen der Konzentrationslager, und die ausländischen Arbeiter, aber auch an die Offiziere, die deutsche Pfarrerschaft und die Kriegsgefangenen. Namentlich als Goebbels später davon sprach, gegebenenfalls würde der Nationalsozialismus die Tür gewaltig hinter sich zuschlagen, habe ich nochmals sorgfältig geprüft, ob diese Mordreserve wirklich vernichtet war. Der Befehl Himmlers zur Unterbringung aller Insassen von KZ im Ernstfalle war schon damals ohne weiteres vorauszusehen.– Ein anderes Mal fragte mich Günther, ob es möglich sei, in Maria-Theresienstadt in dortigen Festungsgräben, in denen die dort internierten Juden spazieren gehen durften, diese durch von oben hineingeworfene Blausäuredosen zu vernichten. Um diesen schrecklichen Plan zu vereiteln, erklärte ich dieses für unmöglich. Ich habe dann später erfahren, daß sich der SD auf andere Weise doch Blausäure verschafft und die Juden – die es in Theresienstadt angeblich so besonders gut haben sollten – doch umgebracht hat. Es waren dies Vater von gefallenen Söhnen, Inhaber hoher Orden und verdienstvolle Juden. – Die scheußlichsten Konzentrationslager waren übrigens  keineswegs Belsen oder Buchenwald. Weit schlimmer waren Mauthausen-Gusen bei Linz an der Donau und Auschwitz. Dort sind Millionen von Menschen in Gaskammern und Gasautos (fahrbare Kammern) verschwunden. In Auschwitz wurden allein Millionen Kindern durch Unterhalten eines Blausäuretupfers unter die Nase getötet. Im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück bei Fürstenberg in Mecklenburg habe ich Versuche an lebenden Frauen gesehen, die im Auftrage des SS-Gruppenführers Professor

Dr. Gebhardt Hohenlychen der Hauptsturmführer Dr. med. Gundlach dort durchführte. Ich habe ferner in einer Dienststelle viel derartige Berichte zu sehen bekommen. Diese betrafen z. B. Versuche mit Pervitin bis zu 100 Tabletten pro Tag an 100 bis 200 Häftlingen bis zum eventuelle Todeserfolg. Andere derartige Versuche wurden mit Serum und Lymphe – z. B. mit den verschiedensten Fleckfieberimpfstoffen – durchgeführt. Himmler hatte sich die Genehmigung derartiger Versuche an durch den SD zum Tode verurteilten persönlich vorbehalten.

Ich habe ferner in Oranienburg an einem Tage mehrere hundert oder gar tausend Homosexueller spurlos in den Ofen verschwinden sehen. In Mauthausen war es üblich, Juden im Steinbruch arbeiten zu lassen und sie alsdann – wie zufällig – eine hohe Steinwand herunterzustürzen. Sie blieben dann unten tot liegen und wurden als Unfälle registriert. Der SS-Hauptsturmführer Dr. Krantz – ein wüster Antinazi – aus Bonn am Rhein, beim Reichsarzt SS und Polizei Abteilungsleiter hat mir und vielen anderen Personen häufig mit Entrüstung von seinen zahlreichen derartigen Erlebnissen erzählt.

Ich hatte in Belcec den Eindruck, daß am Besichtigungstage nach so langem Warten in den Kammern wirklich alle Menschen tot waren. Aber der Hauptmann Wirth ein völlig ungebildeter Mensch ohne auch nur die geringsten Kenntnisse von Chemie und Physiologie, hat mir die sonderbarsten Dinge erzählt. Offensichtlich besaß Wirth eine besondere Vorliebe für Versuche mit Menschen im Töten. So erzählte er mir von einem kleinen Kinde, das sie morgens völlig munter aus einer Gaskammer geholt hätten, die über Nacht unausgeladen stehen geblieben war. Besonders interessante Experimente hätten sie mit den Geisteskranken angestellt. Dort habe man die unterschiedlichsten Empfindlichkeiten der einzelnen Menschen beobachtet. Auch mit Pressluft sind Versuche gemacht worden. Die Leute wurden in Kessel gesteckt, in die mittels der üblichen Asphaltstraßen-Kompressoren Preßluft eingedrückt wurde.

In Treblinka hatte ich den Eindruck, daß mindestens manche noch lebten und nur besinnungslos waren. Fast alle hatten die Augen offen und boten einen schrecklichen Anblick. Bewegungen habe ich jedoch trotz genauer Beobachtungen nicht mehr feststellen können. Im Ganzen hat man sich so gut wie keine Mühe gegeben, die Tötungen irgendwie „human“ durchzuführen, soweit man in diesem Zusammenhang überhaupt dies Wort gebrauchen darf! – Das wohl weniger aus Sadismus,als aus einer völligen Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit diesen Dingen gegenüber. Von einem besonders anständigen Sterben berichtete mir der SS-Hauptsturmführer Dr. med. Villing aus Dortmund. Es handelte sich um mehrere tausend– ich glaube 8.000 – polnische Geistliche und Priester. Diese wurden gezwungen, sich selbst lange tiefe Gräben auszuheben, dann mußten sie sich nackt ausziehen, vor die Gräben stellen und wurden alsdann erschossen. Auf die höhnischen und spöttischen Fragen, ob sie nun immer noch an Jesus Christus,an Maria, an ihr polnisches Volk glaubten, antworteten sie mit einem festen Bekenntnis zu Christus, zur Heiligen Mutter Gottes, insbesondere an die von Tschenstochau und an ein Auferstehen ihres Volkstums. Villing berichtete hierüber unter Tränen mit tiefster Rührung und Bewegung. Auch andere Polen sind in ähnlich vorbildlicher und anständiger Weise gestorben, insbesondere Lehrerinnen und Lehrer. Als ich von diesem allem hörte, erinnerte ich mich an mein eigenes Gefängnis in der Buchsenstraße zu Stuttgart. Mit beinahe kindlicher Hand war da auf den Rand meiner Eisenpritsche mit ungelenken Buchstaben eingeritzt: Bete, Mutter Gottes hilft!– Eine verbürgte Art,Menschen umzubringen, war in Polen die, daß man die Leute die Wendeltreppe von Hochöfen hinaufsteigen ließ, sie dort oben immerhin mit einem Pistolenabschuß erledigte und sie dann im Hochofen verschwinden ließ.– Viele Menschen sollen in Ziegeleiöfen durch Rauchgas erstickt worden und anschließend im selben Gang verbrannt worden sein. Hier ist meine Quelle jedoch nicht hundertprozentig zuverlässig.

Einer der Polizeichefs in Bromberg, SS-Sturmbannführer Hallerer erzählte den Ärzten meines Kurses und mir, daß bei seiner Ankunft in Bromberg es üblich gewesen sei, Judenkinder gleich in den Wohnungen mit dem Kopf an die Wand zu klacken, um den Lärm der Schießerei zu vermeiden. Er habe diesen Unfug abgestellt und für die Erschießung der Kinder gesorgt. Er erinnere sich noch lebhaft an zwei kleine Mädchen von 5 und 8 Jahren, die vor ihm auf die Knie gefallen und gebetet hätten. Aber auch sie mußte ich dann erschießen lassen, sagte Haller. Haller erzählte uns von der Hinrichtung der polnischen Intelligenz. Auch diese Leute mußten sich Gruben graben, sich mit dem Bauch zuunterst hineinlegen und wurden dann mit Maschinenpistolen erschossen. Die Nächsten mußten sich alsdann auf die noch warmen Leichen drauflegen und wurden dann ebenfalls erschossen. Viele seien dann bei dem Versuch, zwischen den Leichen durchzukriechen, weil sie noch nicht ganz tot waren, beim Rausklettern erschossen worden.

Einer der Chefs der Krakauer Regierung erzählte mir, während er die Pute tranchierte, von einem besonders gelungenen Fang, den sie gemacht hätten: Ein Mann von der polnischen Widerstandsbewegung – ein Jude– habe sich in Schweigen gehüllt.Darauf habe man ihm die Handgelenke gebrochen. Als er auch dann noch schwieg, habe man ihn mit dem Hintern auf eine glühende Herdplatte gesetzt. Sie hätten mal sehen sollen, wieder Mann gesprächig wurde.

Gelegentlich eines Besuches beim Baubüro der Waffen-SS in Lublin teilten mir die beiden Architekten mit, daß sie am Vormittag die Leichenhalle in einem Kriegsgefangenenlager gemessen hätten, um sie zu vergrößern. Tausende von Leichen – meist Fleckfieberkranker – hätten dort aufgestapelt gelegen. Plötzlich hätten sie gesehen, wie sich einige noch bewegten. Der Rottenführer, der den Schlüssel hatte, habe nur gefragt: „Wo?“ . Dann hätte er ein breitliegendes Stück Rundeisen genommen und den Leuten den Schädel eingeschlagen. Nicht d a ß dies geschah, sagten die Bauleute, habe sie gewundert, sondern die Selbstverständlichkeit, mit der dies geschah.– Bei Gelegenheit meines Besuches hatte eine Jüdin mit einem verborgen gehaltenen Rasiermesser einigen Arbeits-Juden Schnitte beigebracht. Wirth bedauerte lebhaft, daß die Frau schon tot war, sie hätte müssen exemplarisch bestraft werden.Die verwundeten Juden ließ er sorgfältigst ärztlich betreuen, damit sie glauben sollten, sie würden wirklich am Leben bleiben, angesiedelt und belohnt werden. „Und das glaubten die Leute, diese Idioten“ rief Wirth laut vor sich hin.

In Belcec war besonders grauenhaft der Wettbewerb, den man unter den Männern und Jungen der Transporte veranstaltete, die Kleider zu den Waggons zu schleppen. Wer am besten schafft, kommt zum Arbeitskommando! Es entstand ein Wettrennen vermeintlich auf Leben und Tod unter diesen nackten Menschen, die unter dem Gelächter der SS die Kleider wegschleppten. Natürlich verschwanden nachher alle in den Kammern. Nur einige ganz alte und kranke Leute, die nicht einmal mehr von den anderen gestützt und zu den Kammern wanken konnten, wurden abseits gelegt und alsdann erschossen.– Einige ergreifende Bilder stehen mir noch vor Augen: Das verträumte dreijährige Judenbübchen, daß die Bindfäden zum Zusammenbinden der Schuhe austeilen mußte – selbst ein solches Kind wurde unwissentlich eingespannt in Hitlers entsetzliche Todesmaschine und Meuchelmörderei, in Himmlers und Wirths Leichenfledderei.– Oder ich denke an ein kleines Mädchen, das einen Meter vor der Kammer ein kleines Korallenkettchen verlor, das dann ein Judenbübchen von 3 Jahren fand: wie es das Kettchen aufhob, es liebevoll betrachtete, seine Freude daran hatte – und dann im nächsten Augenblick – ja, diesmal muß ich sagen: sanft in die Kammer hineingeschoben wurde.– Der SS-Hauptsturmführer Obermayer aus Pirmasens erzählte mir: „In einem Dorf hier in der Nähe habe ich einen Juden mit seiner Frau aus meiner Heimatstadt Pirmasens getroffen. Der war im Weltkrieg Wachtmeister, ein anständiger Kerl. Wir haben als Kinder zusammen gespielt, er hat mir sogar einmal das Leben gerettet, wo ich totgefahren worden wäre. Den Mann nebst Frau werde ich jetzt mitnehmen für mein Arbeitskommando“. Ich fragte Obermayer, was aus dem Mann später würde. Er sah mich erstaunt an:„Was soll aus ihm werden, genau dasselbe wie mit allen anderen auch, da gibts garnichts anderes Na vielleicht werde ich sie totschießen lasen.“ – Andererseits habe ich in der SS eine Anzahl von Leuten angetroffen, die diese Methoden scharf verurteilten und darüber zum Teil zu glühenden Hassern des Nazismus geworden waren. Ich denke da vor allem an den Stabsführer des Obersten Hygienikers beim Reichsarzt SS und Polizei, Hauptscharführer Heinrich Holländer. Dieser gab mir Kenntnis von allen irgendwie wichtigen Vorgängen und ließ alles verschwinden, was mich in meiner Dienststelle irgendwie belasten oder verdächtig machen konnte. Ich wäre längst selbst im Ofen gelandet, wenn dieser treue christkatholische Freund und glühende Antinazi nicht gräulich die Hand über mich gehalten hätte Scharfer Antinazi war auch der Leiter der inneren Abteilung des SS-Lazarettes Berlin, SS-Sturmbannführer Dr. med. Pocht, der seit 1941 viele mutige Worte schärfster Verurteilung der SS- und Nazi-Methoden fand und damit ständig seinen Kopf riskierte.– Das gleiche gilt für die Chirurgen SS-Hauptsturmführer Dr. med. Nissen aus Itzehoe und

Dr. med. Sorge aus Jena. Ein wirksamer Antinazi-Propagandist war auch der SS-Hauptsturmführer Dr. geol. Fritz Krantz aus Bonn, der die zahlreichen Scheußlichkeiten, die er in den Konzentrationslagern zu sehen bekam, unter ständigem Risiko, gehängt zu werden, im Volke herum bekannt machte.

Zu der Gruppe der Offiziere vom 20. Juli 1944 zu rechnen sind die leitenden Apotheker der Waffen-SS, SS-Gruppenführer Dr. pharm. Blumenreuther und seine beiden Mitarbeiter

SS-Sturmbannführer Dr. Behmenburg und Dr. Rudolphi. Letzterer trat im Oktober 1944 das Führerbild seines Dienstzimmers mit Füßen. Von der belgischen, holländischen und luxemburgischen SS waren 2/3 der Mannschaften durch unglaubliche Lügen- und Betrugsmanöver über angebliche Sportkurse und dergleichen mit Gewalt hineingepreßt worden. Ehe die Leute sich versahen – noch bevor sie eingekleidet waren – waren sie durch bloße Anwesenheit bei einem Vereidigungsakt mit vereidigt und wurden im Falle der Weigerung Fahenenflüchtig behandelt oder wegen Gehorsamsverweigerung gehängt oder bestenfalls erschossen. Wie streng derartige Dinge gehandhabt wurden, erhellt z. B. aus der Tatsache, daß zahlreiche ganz jugendliche Angehörige der Waffen-SS lediglich deswegen erschossen worden sind, weil sie einem Kameraden von außen in der Stallgegend an die Hose gefaßt haben. Dieser Befehl zur Ahndung auch nur des geringsten Anzeichens einer perversen Neigung wurde allen Angehörigen der Waffen-SS verlesen und war von Himmler selbst unterzeichnet. Tausende von Hitlerjungen sind auf dieselbe Weise, wie die oben erwähnten Ausländer gegen ihren Willen in die SS gepreßt worden. Das gleiche gilt für die auf Hitlers und Himmlers Befehl in die SS gepreßten Angehörigen anderer Wehrmachtsteile, insbesondere der Luftwaffe und der Marine. Es wäre ganz falsch und höchst ungerecht, ohne Prüfung der Verhältnisse jeden SS-Angehörigen für die furchtbaren Verbrechen der SS mitverantwortlich machen zu wollen. Es muß hier auch noch erwähnt werden, daß vielfach die P o l i z e i  viel übler war als die SS. Sie hat z. B. bei der Erfassung der Juden, bei ihrer Zusammenstellung zu den Transporten und bei der Ablieferung bei Himmlers Schlachthäusern die übelsten Handlangerdienste geleistet, obwohl es den alten und erfahrenen Beamten sicher ein Leichtes gewesen wäre, mindestens einen großen Teil der Juden karteimäßig verschwinden zu lassen. Außerdem ist es billig, an diese alten, gereiften Beamten, die wissen mußten, was Recht und Unrecht ist, andere Anforderungen zu stellen, als an unreife Hitlerjungen und SS-Leute. Die Tatsache, daß Himmler nicht nur Reichsführer der SS sondern gleichzeitig Chef der Deutschen Polizei war, wird vielfach lange nicht berücksichtigt. Die Blutschuld der Polizei an der reibungslosen Durchführung der Judenschlachtung ist ungeheuer, auch wenn sie größten Teils vom sicheren Schreibtisch aus oder aus der Geborgenheit der Büros erfolgte. In dieser Beziehung ist weitgehend zwischen Gestapo und Polizei kein Unterschied zu machen. Das schließt nicht aus, daß mancher Gendarm und Polizeibeamte sich ernsthaft bemüht haben mag, dem Recht zu dienen und seine Pflicht nach seinem Gewissen, nicht nach den Nazibehelfen, auszurichten. Das aber wäre eine Sache, dies zu beweisen. Grundsätzlich müßte jeder Polizeibeamte zunächst genau so angesehen werden, wie jeder SS-Mann.- In meiner Wohnung in Berlin

W 35, Lützowstr. 47 I links hatte ich einen größeren Kreis bewahrter leidenschaftlicher und aktiver Antinazis um mich versammelt. Ich nenne hier einige Namen: Major Lutz Reiss, z. Zt. Hamburg, Glasurit-Werke.

Direktor Alexander Menne, bis 1939 in den englischen Farbenindustrien tätig.

1944-45 8 Monate in SD-Haft, jetzt Hamburg, Glasurit-Werke.

Dr. jur. Landgerichtsrat a. D. Felix Buss, Justitiar der Generaldirektion Telefunken, Berlin

SW 11. Zwar Mitglied der NSDAP, aber seit 1934 schärfer und aktiver Antinazi, der sich mit viel Geschick und Erfolg bemühte, die Partei von innen her zu zersetzen. Einer der leidenschaftlichsten Hasser des Nazitums.

Pfarrer Buchholz, Strafanstaltspfarrer der Anstalt Ploetzensee. Buchholz hat tausende von Leuten, die vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt waren, zum Schaffot oder zum Galgen begleitet, unter anderem die Offiziere des 20. Juli 44. Unter eigener Gefahr hat Buchholz die Gefangenen mit Nahrungsmitteln, Medikamenten, Betäubungsmitteln und Rauchwaren usw. laufend versorgt.

Fräulein Dorothea Schulz und Frau Arndt, Sekretärinnen und Hilfen von Pastor Martin Neimöller aus Dahlen und Dachau.

Dr. Hermann Ehlers und Dr. Ebbo Elss, Justitiare der Bekenntniskirche und der Widerstandsbewegung Niemöller.

Pfarrer Mochalsky, Vertreter im Amt von Pfarrer Martin Niemöller.

Außerdem stand ich mit folgenden Personen aus der antinationalsozialistischen Bewegung in enger Fühlung:

Generalsuperintendent Dr. Otto Dibelius, Berlin-Lichterfelde, Brüderweg 2. Familie Pfarrer Martin Niemöller, z. Zt. Leoni a/Starnberger See, Villa Kayser.

Präses D.Koch, Führer der westfälischen Bekenntniskirche, Bad Oynhausen.

Professor Freiherr von Huene, Universität Tübingen.

Pfarrer Rehling, Hagen Lutherkirche. Führendes Mitglied der westf. Bekenntniskirche.

Pfarrer Valpertz, Hagen, kath. Marienkirche.

Pfarrer Otto Wehr, Saarbrücken, Chef der südwestdeutschen kirchlichen Widerstandsbewegung.

Fabrikant Bernhard J. Goedecker, Siemensstr. 17, München.

Direktor Franz (unleserlich), Fa. Goedecker, ebendort.

Architekt und Schriftsteller Otto Völkers, München, Stielerstr. 9.

Dr. med. Herbert Straub, Arzt, Metzingen, nebst Familie.

Papiergroßhändler Heinz Nebenthau, Berlin-Dahlem, z. Zt. Kirchentellinsfurt bei Tübingen, nebst Familie.

Alle meine Angaben entsprechen in vollem Maß der Wahrheit. Ich bin mir der außerordentlichen Tragweite dieser meiner Aufzeichnungen vor Gott und der gesamten Menschheit bewußt und nehme es auf meinen Eid, daß nichts von allem, was ich hier aufgezeichnet habe, erdichtet oder erfunden ist, sondern alles sich genau so verhält.


gez. Kurt Gerstein

Kurt Gerstein – „Der Spion Gottes“